von
Dirk am 26. Juni 2022
Wenn es neben Comics, BMX und Computerspielen etwas gab, das meine Kindheit und Jugend wie nichts anderes prägte, dann war es die Zeit im Kleingarten. So ein autonomer Garten hat in unserer Ahnentafel Tradition. Nicht nur die Urgroßeltern hatten einen, auch die Großeltern beackerten fast ihr gesamtes Leben ihr eigenes „Lande“. Wo dann später auch meine ersten Lebensjahre begannen. Und um 1982 entschlossen sich die Eltern, sich ebenfalls eine Parzelle zuzulegen. Die von uns über zehn Jahre als Hobby- und Erholungsort genutzt wurde. Solche auch als Schrebergärten bezeichneten Orte sind als Raststätte auf der Strecke des Alltags nicht zu unterschätzen. Und wer vorhat, sein eigenes Grundstück im Grünen zu bewirtschaften, kann sich glücklich schätzen. Damals wie heute. Besonders wenn man nur das Stadtleben kennt, vielleicht noch in einer dieser Betonsiedlungen wohnt. Denn Kleingärten dienen nicht nur zur Selbstverwirklichung und dem Anbau von Obst und Gemüse, sie haben auch viele versteckte Werte, die einen erst im fortgeschrittenen Alter richtig bewusst werden.
Der Kleingartenverein „Gute Ernte“ e. V. in Bremen Horn-Lehe. Eine natürliche Oase inmitten einer Stadt.
Weiterlesen
Deutsche Innenstädte veröden zusehends. So sagt man zumindest. In meiner rheinhessischen Wahlheimat kann ich keine Vergleiche zu früher ziehen, doch in der Heimatstadt Bremen fällt es bei jedem Besuch erneut auf, wie trostlos, verlassen und eintönig einige Ecken der Innenstadt geworden sind. Und das nicht erst seit der Pandemie und den gewachsenen Leerständen. Das Sterben der großen Kaufhäuser begann bereits vor drei Jahrzehnten. Und seitdem hat sich vieles verändert. Zeitgeist, Konsumverhalten und auch die Bedeutung einer Innenstadt. Damals war ein Bummel „in die Stadt“ für mich noch mehr als nur der notwendige Einkauf. Seit der frühen Kindheit war es ein Erlebnis, das ich mit vielen weiteren Eindrücken verknüpfte. Und in die Achtziger und Neunziger geht es nun zurück. In eine Zeit, wo die Geschäfte in der City noch um 18:30 Uhr schließen mussten – und am Samstag sogar schon am frühen Mittag.
Die Sögestraße. Bremer Einkaufspassage, die der bronzene Schweinehirt mit seiner Herde einläutet.
Weiterlesen
von
Dirk am 29. Oktober 2018
Festliche Brauchtümer wie Umzüge und Prozessionen sind eigentlich nicht so mein Fall. In meinem rheinhessischen Exil habe ich nur ein einziges Mal den Mainzer Rosenmontagszug mitgemacht, der ja zum Pflichtprogramm der Ansässigen gehört. Dabei zählen Paraden, Aufmärsche und Prozessionen seit gut 1000 Jahren zu den deutschen Bräuchen und sind fest im Kulturgut verwurzelt. Beim Besuch meiner Heimatstadt im Oktober fiel mir auf, dass ich den Bremer Freimarktsumzug seit 1993 nicht mehr besucht hatte. Als Kind war ich regelmäßig dort. Um nicht ganz als Kulturbanause dazustehen, beschloss ich, dieses Jahr mal wieder hinzugehen und Eindrücke zu sammeln.
Freimarkt und Freimarktsumzug (2018)
Weiterlesen
von
Dirk am 13. März 2016
Größer, lauter und reichlich Effektkram. So könnte man in einem Satz die Veränderung zusammenfassen, die Filmtheater in den letzten 25 Jahren durchlaufen haben. Vorbei die Zeit der kleinen Kinos, wo eine Dame per Hand den Vorhang beiseite schob und der analoge 35mm-Projektor im Hintergrund surrte. Wenn man heutzutage als Unternehmer ein erfolgreiches Kino führen will, braucht man viel Kapital. Um damit die neuesten Popcorn-Blender einer Horde von Kulturbanausen in großen 3D-Hightech-Palästen servieren zu können. Dass Kino einst ein echtes Kulturgut war, fällt schwer zu glauben, hat man es damals nicht selber miterlebt. Aber vielleicht trügt die Erinnerung ja auch und früher waren Kinos bis auf modernere Technik nicht viel anders als heute?
Kino der Achtziger – als Filmtheater noch eine Seele hatten
Weiterlesen
von
Dirk am 31. Januar 2016
Was waren die öffentlichen Verkehrsmittel früher umständlich. Die Busse der Achtziger stanken nach Abgasen und man musste sich beim Einstieg immer ein paar Stufen hinaufquälen, oft noch eine sinnfreie Schranke öffnen, um dann drinnen Platz zu nehmen. Die Straßenbahnen waren nicht viel praktischer. Haben zwar nicht wie ein Frachttanker nach Diesel gerochen, aber der Einstieg erforderte immer ein höheres Maß an Geschicklichkeit. Viel zu enger Einstieg, die Stufen alles andere als ergonomisch. War man alt oder gehbehindert, glich der Einstieg einer Strapaze. Und wenn man im Rollstuhl saß, konnte man die Mitfahrt komplett vergessen. Diese Zeiten sind nun lange vorbei, und das Stadtbild wird heute von modernen, barrierefreien und ökologisch sauberen Fahrzeugen bestimmt. In Bremen als auch den meisten anderen deutschen Städten. Kein Grund also, den veralteten Relikten noch nachzuweinen, oder?
Bremer Straßenbahn – Fahrschein lösen zur Vergangenheit
Weiterlesen
von
Dirk am 31. Oktober 2014
Bremen hat mehr zu bieten als man denkt. Neben Stadtmusikanten, Dom und Schnoor gibt es ja noch die „Fünfte Jahreszeit“. Zwei Wochen Freimarkt im Oktober, seit fast 1000 Jahren. „Ischa Freimaak!“, wie der Bremer sagt. Anfangs um den Dom herum und seit gut 80 Jahren auf der Bremer Bürgerweide. In diesem Jahr ist es zum neunhundertneunundsiebzigsten Mal soweit. Auch wenn der Name kostenlosen Spaß suggeriert, ist natürlich nur der Eintritt zum Festplatz frei. Das Volksfest hat seinen Ursprung im Mittelalter, als Kaufleute ihre Waren zum „Freimarkt“ ohne Einmischung der Zünfte feilbieten durften. Zu jener Zeit war er noch ein reiner Warenmarkt, erst viel später wurde er zum Jahrmarkt. Im Laufe der letzten hundertfünfzig Jahre wurden dann Gaukler, Quacksalber und Spielleute immer mehr durch Wurstbuden und Karusselle ersetzt.
Bremer Freimarkt – Karl-Heinz Sengstake, offizielles Maskottchen von 1985 bis 1993
Weiterlesen